Sylvester Nicholas-Ray Farland
 


Name:
Sylvester Nicholas-Ray Farland
Garouname:
Geschlecht:
männlich

Brut: Homid
Vorzeichen:
Philodox (zunehmend)
Stamm:

Rang:
Welpe

Rudel:
Rudelrang:

Septenamt:

Alter: 17 (19.10.1988)
Nationalität: Amerikanisch

Erscheinung: Sylvester hat das Aussehen seiner asiatischen Mutter Miwako geerbt, gleichwohl blieben ihm ihre winzigen 154cm doch erspart und er kommt auf annehmbare 170cm. Er ist eine schlanke, recht hübsche und wenig einschüchternde Gestalt mit ursprünglich lackschwarzen, halblangen Haaren und ebenso dunklen Augen. Üblicherweise kleidet er sich in einfache und dunkel gefärbte Shirts und Jeanshosen, ein Paar Sportschuhe dazu, in der Tasche eine zerdrückte Zigarettenpackung und unter einem Arm ein Buch. Fertig. Nur selten reißt er aus diesem stereotypischen Auftreten aus und kleidet sich auffälliger.

In Crinos/ Hispo/ Lupus: Schwarzes Fell, das nur stellenweise von helleren Brauntönen durchdrungen wird und je nach Lichteinfall eher gescheckt als einfarbig ist. Es ist weder auffallend lang noch kurz, aber relativ dünn.

Charakter: Sylvester ist ein ruhiger und ausgeglichener, um nicht zu sagen sehr stiller Charakter. Das liegt allerdings weniger daran, dass er nichts zu sagen hätte oder auf Gespräche verzichten wollen würde, er hat vielmehr ein Problem damit Personen von sich aus anzusprechen. Mit seiner teilweise stark ausgeprägten Schüchternheit hat er nicht selten fälschlicherweise das Gefühl Personen zu nerven. Andererseits verleiht ihm dies die Möglichkeit viele Dinge aus unterschiedlichen und oftmals sehr objektiven Perspektiven zu betrachten und zu behandeln. Er hat einen trockenen und bisweilen mehr als angeschwärzten Humor und schätzt ausgiebige Gespräche weit mehr als irgendwelche tollkühnen Aktivitäten. Vielleicht ist er deshalb ein heimlicher Liebhaber von Meerschweinchen, deren er auch drei besitzt, und fürchtet große Höhen wie andere das Feuer. Wahrscheinlich liegt irgendwo hier auch seine erste Vorliebe für das Internet und die moderne Technik der Computerwelt begründet. Ungerechtfertigte Risiken und falscher Heldenmut sind ihm scheinbar fremd. Ungerechte Behandlungen oder Lügen stoßen bei ihm auf erstaunlichen Widerstand, denn beides sind Dinge die ihm schlichtweg zuwider sind. Das sind die seltenen Augenblicke in denen auch er einmal aus der Haut fahren könnte, sollten alle vernünftigen Worte auf taube Ohren treffen, und die sonstige Zurückhaltung gegen geduldige und hartnäckige Argumentation eintauscht.
 
 

Gestalt Größe Gewicht
Homid 1,70m 60kg
Glabro 1,85m 165kg
Crinos 2,78m 330kg
Hispo 1,39m 330kg
Lupus 0,85m 45kg

(Zusammen gefasster) Hintergrund:
[Ein kurzer Abriss von 1988 bis 2005]

Aufgewachsen ist Sylvester bei seinen Eltern Miwako (geb. Cheng) und Nicholas Farland in Staten Island. Sein Vater Nicholas führte ein reges und sehr arbeitsintensives Leben. Tatsächlich war er weit mehr außer Haus als darin anzutreffen. Ganz im Gegenteil zu Miwako, die in ihrer Hausfrauenrolle regelrecht aufblühte.
Da ihr Haus ein ganzes Stück abseits der anderen Wohnungen lag waren Freundschaften in seiner Kindheit recht rar gesät. Und bis auf die wenigen Schulfreunde, die im Übrigen nur sehr selten zu ihnen ins Haus kamen, kannte er keinen direkt aus ihrer Nachbarschaft. Wobei das ‚direkt’ sich auf die nächsten Häuser in einiger Entfernung bezog, denn das Einfamilienhaus das sie bewohnten war weitläufig freistehend.
Seiner Mutter Miwako war das offenbar ganz recht. Sie zumindest traf sich nur hin und wieder mit zwei anderen Frauen zum Tee oder Einkaufen und begrüßte es offenbar, dass ihr Sohn viel Zeit mit ihr im Haus verbrachte. Selbst dann, wenn er an einer der Konsolen oder vor dem Computer in seinem Zimmer saß. Das Geschenk seines Vaters als dieser für eine ganze Reihe an Tagen außer Haus war. Er sorgte auch dafür, dass der Junge reichlich Umgang mit den neusten Errungenschaften der vergnüglichen Technik hatte. Schließlich wurde Nicholas selbst von seiner Frau ein ‚schlimmer’ Faible für den ganzen "Schnick-Schnack" nachgesagt. Diese indes besitzt zwei linke Hände für alles was blinkt und Strom braucht. Selbst mit dem alten Videorekorder hatte Miwako ihre Liebe Mühe und Not.

Obwohl sie dort ein sehr vorbildliches und weites gehend sorgenfreies Vorstadtleben führten – und führen – zog es den Jungen bereits mit Sechzehn fort aus der beschaulichen Familienidylle. Den ehrgeizigen Traum im Kopf einmal die New York University zu besuchen und das sehr ruhige und dank seiner Mutter ebenso durchorganisierte Elternhaus im Nacken verschlug es ihn nach Manhatten.
Gerade Miwako verträgt diese Trennung scheinbar schlecht. In aller Regelmäßigkeit und in zunehmend geringer werdenden Abständen meldet sie sich bei ihrem Sohn und erkundigt sich über dessen Tagesablauf – die kleinen und großen Veränderungen und scheinbar nebensächliche Details sind ihr dabei gleich wichtig.
Sylvester wird dabei nicht müde alles zu wiederholen und ihr geduldig auch noch von der kleinsten Veränderung im Verhalten seiner geliebten Haustiere zu erzählen.
Die drei Meersäue sind das einzige was er direkt aus seiner Heimat mitgenommen hat. Lange Jahre hatte seine Mutter darauf beharrt, dass er keine Tiere mit in das Haus bringen sollte. Tatsächlich versuchte sie ihn als Jungen sogar davon zu überzeugen, dass sie eine Tierhaarallergie hätte und erst als Sylvester ihr die langen Haare eines Hundes – zumindest vermutete er dass die Fellbüschel von einem Hund waren – ohne Reaktion unter die Nase hielt gab sie nach.
Allerdings stand die Haltung der Nager nie unter einem guten Stern und Sylvester hatte nicht umsonst das Gefühl, dass die Tiere zu schreckhaft und unnatürlich nervös waren. Zu seiner Erleichterung haben sie sich in der neuen Umgebung wesentlich beruhigt. In letzter Zeit allerdings weicht die angenehme Ruhe von den genügsamen Tieren wieder und Sylvester ist dazu übergegangen sie vermehrt zu beobachten. Eine Krankheit scheint es nicht zu sein die Sugar, Shaker und Brand hektisch, schreckhaft und nervös werden lässt.

Obwohl er neben der Schule immer wieder etwas arbeiten geht und vor allem die Ferien dazu genutzt hat sich etwas Geld dazu zu verdienen läuft die Finanzierung seiner Wohnung doch hauptsächlich über seine Eltern. Das Sparbuch welches sie bei seiner Geburt angelegt haben ist noch unangetastet und das darauf liegende Geld wird ihm zu seinem achtzehnten Geburtstag in die Hände gegeben. Das dieser Tag beständig und mit größer werdenden Schritten näher rückt ist Sylvester allerdings wie vieles andere entgangen. Tatsächlich liegt seine Konzentration vollends darauf einen möglichst guten Abschluss zu schaffen, um sich im Folgejahr mit den Bewerbungen an der New York University auseinander setzten zu können.

C:Y:B:E:R:S:P:A:C:E

[Kapitel Eins: EIN NAME]
Mai 1988, Staten Island

Das kleine Restaurant lag etwas außerhalb der Wohnsiedlung von Staten Island. Sein rustikales Ambiente versuchte den Stil vom Wilden Westen wieder aufleben zu lassen. Das gelang ihm freilich nicht und die meisten der höchst dekorativen Elemente trieben dem geneigten Betrachter eher die Lachtränen in die Augen als Bewunderung ins Gesicht. Nichtsdestotrotz stellten sie die besten Steaks diesseits der Verrazano Bridge her und erfreuten sich deshalb einem regen Andrang und vieler Stammkunden.
Etwas abseits der größten Ansammlung von Tischen und von fremden Blicken diskret durch zwei bunte Glaswände mit einem triumphierend brüllenden Cowboy darauf verborgen, hatten sich Nicholas und seine Frau Miwako nieder gelassen. Zuerst in ein Gespräch vertrieft genossen sie nunmehr das Gericht und lauschten halbherzig auf die Gespräche aus dem Lokal.
"Was hälst du von Cynthia?"
Miwako sprach leise. Trotzdem hätte Nicholas sich beinahe an dem Steak verschluckt und als er sich nun mit unterdrücktem Husten seiner Frau zuwandte stand vollkommene Unverständnis in seinen Augen. "Was willst du mir sagen Mi?"
Verträumt stocherte die junge Frau in ihren gebratenen Kartoffeln. Sie aß selten auf aber bis jetzt hatte sie nahezu gar nichts verzehrt und auf ihrem Teller häufte sich beinahe noch ihre ganze Portion.
"Ich wollte nur wissen ob du den Namen Cynthia magst."
"Nein, ich mag ihn nicht.", erwiderte Nicholas nach einem Augenblick des Schweigens indem er unter zusammen gezogenen Brauen verfolgte wie Miwako ein Stück Kartoffel quer durch die Soße und über den Teller schob.
"Und Bhae-Jin?"
"Was bitte heißt Bhae-Jin?"
Miwako lächelte leicht und schüttelte den Kopf als könne sie seine Unverständnis nicht nachvollziehen. Leise klappernd legte sie Messer und Gabel neben einander, dann sah sie zu ihm auf.
"Das ist koreanisch. Mein Großvater hieß so."
"Und was soll das bedeuten Mi?"
Sie zuckte mit den Schultern und strich sich eine Haare zurück die sich aus dem straffen Knoten am Hinterkopf gelöst hatten.
"Ich weiß es nicht. Aber ich mag den Namen. Ich würde es gerne asiatisch benennen."
Nicholas schluckte das letzte Stück Steak herunter und legte dann ebenfalls widerwillig Messer und Gabel beiseite. Im Gegensatz zu seiner Frau ließ er das Essen selten verkommen – eigentlich nie.
"Wir leben in New York, wäre es da nicht angebracht ihm einen amerikanischen oder wenigstens englischen Namen zu geben Mi? Er wird sowieso schon auffallen und ich dachte wir hätten uns auf Sylvester geeinigt."
Miwako schob die Unterlippe vor. Wie immer wenn sie protestieren wollte bebten ihre Nasen Flügel leicht und sie holte tief Luft. Die schmalen Hände akkurat neben dem Teller auf den Tisch gelegt beugte sie sich ein wenig vor.
"Aber er soll ja nicht wie alle sein! Woher willst du überhaupt wissen das es ein er wird? Und nicht ein kleines Mädchen?"
Nicholas seufzte leise. Diese Unterhaltung hatten sie im Verlauf der letzten vier Monate beinahe jeden Tag an dem sie sich sahen geführt. Der Name des Kindes stand bereits fest, selbst wenn es ein Mädchen würde. Miwako allerdings ließ von dem Gedanken eines asiatischen Namens nicht ab und erst recht nicht von dem einer Tochter. Inzwischen hatte sie ihm alle möglichen Vorschläge unterbreitet ohne auf seinen Einwand zu achten, dass dieser Geburtsname ohnehin nicht immer allein zählen würde.
"Wenn es ein Mädchen wird heißt sie Laura Nicole. Das haben wir das letzte Mal und das davor auch besprochen."
Seine Frau zog sich zurück und hob die weißen Hände von dem Tisch. Wenn sie sich so wie jetzt zurück lehnte konnte er den gewölbten Bauch unter dem leichten Sommerstoff des Oberteiles durchschimmern sehen. Er betrachtete ihn meist mit zwiespältiger Meinung. Sicherlich war ein Kind durchaus erstrebenswert aber allein Miwako war ein sehr anstrengender und liebebedürftiger Mensch. Gleichwohl er ihr zugeneigt war zog ihre Art bisweilen an seinen Nerven.
"Ich habe darüber nachgedacht…", begann sie nun langsam. Ein Lächeln umspielte die roten Lippen und Nicholas ahnte das sie ihm einen Vorschlag unterbreiten wollte den er scheinbar nicht abschlagen würde können. "Gestern Nacht und die davor und die davor. Ich habe mir noch einmal die Namensbücher angesehen und bin meine Notizen durchgegangen."
Nicholas nickte ergeben während auch er sich zurück lehnte. Die Manschettenknöpfe seines Anzuges waren geöffnet und er verschloss sie beiläufig wieder. Dieses ganze Namensthema war offenbar unerschöpflich. Dabei, hätte er darauf bestanden alleine zu entscheiden, hätte er das Kind Nicholas Jr. genannt. Schlicht und sinnvoll.
"Mir gefällt Sylvester Nicholas aber ich bin der Meinung er sollte nicht nur deinen Namen tragen. Und weil du immer auf englische oder amerikanische Namen beharrst…", an dieser Stelle zog sie ihre hauchdünnen Augenbrauen ein wenig in die Höhe um ihrer Haltung gegenüber 'amerikanischen' Namen mehr Nachdruck zu verleihen. "..weil du nun immer darauf bestehst habe ich mich für einen asiatischen Namen entschieden der inzwischen auch im englischen Einzug gehalten hat. Und den man überdies sowohl für ein Mädchen als auch einen Jungen verwenden kann."
Nicholas wiederholte ihre Mimik und hob die Brauen an. "Hast du?" gab er barscher zurück als beabsichtigt, doch Miwako entgegnete es nur mit einem weiteren Lächeln. Seine bisweilen unfreundliche Ader hatte sie noch nie beeindruckt. Allerdings vermutete er zwischenzeitlich dass sie, sie schlichtweg nicht verstand oder verstehen wollte.
"Das habe ich. Wenn es ein Junge wird nennen wir ihn..", es folgte eine kleine Kunstpause in der sie den flatterhaften Stoff ihres Oberteiles zurecht rückte und einen Kellner näher winkte um ein Wasser zu bestellen, dann räusperte sie sich leise wieder und sah ihn begeistert über ihre folgenden Worte an.
"Sylvester Nicholas-Ray Farland."
Nicholas schlug die Augen zur decke und öffnete den Mund um etwas zu erwidern aber da sprach sie auch schon weiter.
"Und ein Mädchen wird Laura Nicole-Ray Farland heißen."
Er konnte nur den Kopf schütteln. Die wilden Kreationen seiner Frau entbehrten jedweder Logik und überdies klangen sie nun erst recht seltsam.
"Wie du meinst Mi…. dein Essen wird kalt."
Sie schien übers ein offenkundiges Desinteresse nicht weiter besorgt sondern griff stattdessen wieder nach dem Besteck. Vergnügt begann sie wieder damit die Bratkartoffeln sinnlos über den Teller zu schieben. Niemand verstand wie gerade er sich in eine solche Frau hatte verlieben können – am allerwenigsten verstand er selber warum es ihn immer wieder zu ihr zog. Nicholas knirschte mit den Zähnen dann drehte er sich dem ungeduldig wartenden Keller zu.
"Einen Rotwein bitte."


[Kapitel Zwei: SCHIFFSKOMMANDO]
August 2001, Staten Island


Warmer Sonnenschein tauchte die Vorstadtidylle von Travis in ein regelrecht unrealistisch friedliches Bild. Die schmucken Reihenhäuser zeigten sich im sauberen Weiß und mit penibel gestutzten Rasenflächen davor. Links und Rechts zu den Gartentoren rankten Rosensträucher und auf den Seiten wogen Sonneblumen, Tulpen und andere genügsame Blumen vor den weiß gestrichenen Lattenzäunen.
Eine Baumallee zog sich schnurrgerade durch die Reihen und trennte die vollkommen identischen Hausreihen voneinander. Hinter dem ein oder anderen Gartentor lag ein gepflegter Golden Retriever oder ein Dalmatiner der sein Fell von der Sonne wärmen ließ. Nur vereinzelt schallte das Lachen von kleinen Kindern zwischen Veranda und Haustür auf oder drang aus den angelehnten und mit Fliegengittern und langen Vorhängen bestückten Fenstern.
Weiter hinten und nach der nächsten Querstraße verliefen sich die Häuser ein wenig. Je näher man dem Fresh Kills Park kam desto frei stehender wurden die Häuser. Bis zuletzt weit mehr als nur ein Steinwurf zwischen ihnen lag. Das Haus der Farlands, ein hübsches Haus mit weißen Wänden und rotem Schieferdach, stand vielleicht hundert oder achtzig Meter von dem der Brookes links und rechts von den McMarlons entfernt. Auch hier umschloss ein weißer Gartenzaun den ordentlichen Vorgarten und lief in weitem Abstand von der Veranda und den Hauswänden vorbei nach hinten um dort auch den kleineren und vor allem schattigeren Garten zu umschließen.
Bei den Brookes brannte überall im Haus Licht und laute Musik drang aus den weit geöffneten Türen und Fenstern. Im Gegensatz dazu lag das verschlossene Haus der McMarlons still da, denn das alte Ehepaar war mit seinen erwachsenen Enkelkindern verreist. Das mittlere der drei vorbildlichen Häuser schließlich lag ruhig wohl aber belebt da.
Aus dem oberen Stockwerk klang gedämpfte Musik und wer durch den Vorgarten ging um unter das Küchenfenster zu treten hätte eine leise Frauenstimme hören können, die beim Backen leise vor sich hinsummte.
Miwako hatte die Haare hoch gesteckt und sich eine der großen Schürzen umgebunden. Während sie die runden Kekse ausstach und sorgfältig neben einander auf das fettig glänzende Backblech legte. Im Hintergrund lief leise ein Radio und spielte alte Countrylieder.
Nur ein Stockwerk höher auf der anderen Hausseite verloren sich die ruhigen Töne inmitten eines durcheinander aus Zischen, Klingeln und Rattern. Vermischt mit der gleich bleibenden Keyboard generiertem Melodie war das die Hintergrundmusik des Playstationspiels das Sylvester spielte. Auf dem Boden hockend, zwischen den Beinen eine Flasche Wasser und den Joystick fest in den Händen starrte er gebannt auf die eckige Landschaft eines Segelschiffes die, die unsichtbare Figur im Laufschritt durcheilte. Immer wieder tauchten wankende Figuren aus dem Nichts auf, die, nachdem sie mit einem blubbernden Ächzen unter einem Schuss in die Knie fielen, als "Toter Seemann" oder "Blutiger Matrose" bezeichnet wurden.
An der Unterlippe nagend bewegte Sylvester die unsichtbare Figur, Troy Harlem, näher an den Eingang zur Kapitänskajüte heran. Er wusste dass sich dort wahrscheinlich der Eingang zu einem Labyrinth aus Schlafkabinen und Lageräumen im Bauch des Schiffes verbarg. Der Zwölfjährige hatte in den letzten sechs Tagen beinahe jeden Tag vor dem Spiel ‚Schiffskommando’ gesessen und die verschiedenen Zeitalter des Schiffsbaus durchlaufen und immer war er dabei unter den Kapitänskajüten auf noch größeren Widerstand gestoßen. Andererseits lag da unten auch der gesuchte Schatz und ohne den kam er kein Level weiter. Die schmalen Augenbrauen konzentriert zusammen gezogen spähte Sylvester auf den Bildschirm und drehte die Figur langsam. Das Deck war sauber, jetzt konnte er nur noch…
"Ray! Das Essen ist gleich fertig!"
Die lockende Stimme seiner Mutter ließ ihn zusammen fahren und Troy Harlem gab aus Versehen einen Warnschuss ab. Eine Kiste am Rand zerfetzte und Holzsplitter flogen herum. Ärgerlich schoss er auf den "Toten Seemann" der sich aus den Trümmern erhoben hatte.
"Ray? Deckst du bitte schon einmal den Tisch?"
"Och man Mom! Ich bin gerade an der Kajüte!"
Ein zweiter Seeman erhob sich aus einem angeschossenen Faß und fiel gleich darauf wieder zu Boden als Troy auf ihn feuerte.
"Die kannst du auch später noch ansehen. Komm deck bitte auf."
Sylvester verzog das Gesicht und feuerte auf die restlichen gestapelten Kisten und Fässer aber kein verstorbener Seefahrer erhob sich mehr.
"Mom, ich hab keinen Bock den…"
"Doch hast du. Es gibt zum Kuchen dafür auch Kekse.“ Unterbrach sie ihn gut gelaunt von unten. Der Zwölfjährige schnaufte missbilligend. Kekse gab es jeden Tag, wenn er wollte. Und außerdem hatte er keine Lust dabei zu sein wenn Julie, Catherine und Marleen zum Kaffee vorbei kamen um mit seiner Mutter über irgendwelche uninteressanten Sachen zu sprechen.
"Ray?"
"Ich mach ja schon!"
Nachdem er Troy in den Standbymodus geschickt und das Spiel abgespeichert hatte stand er auf. Dabei warf er die Wasserflasche um aber mit einem flüchtigen Blick versicherte er sich das sie noch fest verschlossen war und ließ sie liegen. Im Vorbeigehen schaltete er die Stereoanlage ein und die Boxen des Computers aus. Miwako mochte es nicht, wenn zwei verschiedene Lieder durch sein Zimmer hallten.
Sylvester sprang die Treppe herunter ohne auf den missbilligenden Blick seiner Mutter zu achten. Miwako hatte immer Angst das er eines Tages mit den bloßen Socken auf dem glatten Holz der Treppe ausrutschen würde.
"Muss ich beim Kuchen dabei sein Mom?" erkundigte er sich so beiläufig wie möglich während er zwei Teller aus dem Schrank holte und Besteck aus der Schublade zog. Seine Mutter antwortete nicht direkt sondern schob das Brettchen zurecht auf das sie später die Auflaufform stellen würde. Dann allerdings sah sie auf und lächelte.
"Natürlich nicht. Aber du weißt das es mich freuen würde."
Sylvester nickte stumm und schob noch zwei Gläser zu den Tellern bevor er in den Vorratsraum ging um Saft und Wasser zum Trinken zu holen. Dann würde er eben kurz dabei bleiben, sich Kekse mitnehmen und rauf gehen.
"Kommt Mike auch?" rief er fragend aus dem kleinen Vorratsraum heraus, während er zwei Pakete Apfelsaft aus dem Regal zog. Mike war der Sohn von Julie und in seinem Alter. Seine Mutter war in die Küche zurückgekehrt und ihre Stimme klang gedämpft als sie antwortete. "Nein, ich glaube er ist mit einem Freund in Urlaub. Tut mir leid Ray."
Mit den zwei Apfelsaftpaketen und einer Flasche Wasser unter dem Arm richtete Sylvester sich auf. Dann schob er ein Paket entschlossen zurück auf das Regal und verließ den Vorratsraum. "Macht ja nichts.."
Schulter zuckend stellte er die Getränke auf den Tisch und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Während Miwako die kleine Auflaufform auf den Tisch stellte und dann die Topflappen zurück in die Küche brachte warf sie ihrem Sohn einen mitfühlenden Blick zu.
"Das nächste Mal ist er sicher wieder da."
Sylvester sah zu der kleinen Frau auf und nickte, dann griff er nach dem Apfelsaft und wechselte das Thema. "Kommt Dad heute wieder?"
Miwako schob ihm ihr Glas rüber bevor sie damit begann den Auflauf vorsichtig aus der Form zu nehmen und ihnen beiden die Teller zu füllen. Sie seufzte leise und antwortete nicht. Sylvester sah abwesend auf die Kartoffeln und das andere Gemüse hinab. Das hieß sein Vater hatte nicht gesagt wann er wieder kam. Nichts Neues eigentlich. Dann konnte er wenigstens getrost sein Spiel weiter spielen. Bald wäre sowieso wieder Schule und dann hatte er weniger Zeit. In Gedanken wieder auf die Kapitänskajüte konzentriert griff er nach seiner Gabel und schob eine Kartoffel nachdenklich quer über den Teller….


[Kapitel Drei: BATTLE NET . DE]
Januar 2004, Staten Island

BattleNet.de – Gate: American
Thursday, January 12, 2004, 01:42 AM
Queste: Baals Ebene – Stufe: Dämonisch


Warhawk hat ‘Baals Ebene’ betreten
TheMastermind hat ‘Baals Ebene’ betreten.
TheMastermind: Voll der Troll
Warhawk: FuzzieMage?
TheMastermind: Yes
>>TheMastermind bietet ihnen einen Pakt an.
>>TheMastermind gehört nun zu ihrer Partie.
Die Diener des Bösen werden stärker….
Warhawk: Thx
TheMastermind: Ist eh nurn lurker, der kommt gleich schnüffeln wetten? :-)
Warhawk: Was erwartest du auch? So intelligent wie der ist. :->
TheMastermind: Verdammt, mach das Biest da mal platt.
TheMastermind: thx
Warhawk: kU
TheMastermind: Yeah, der Pizzabote ist da! >g>
Warhawk: Bring mir was mit?
TheMastermind: Zu spät. >fg>
Warhawk :’(
TheMastermind: Gehen wir mal runter. Da ist Blutfang, den müssen wir killen.
TheMastermind: TKing und XSwordBeastX kommen später
Warhawk: Wie immer
TheMastermind: Wenn du pünktlich bist, yes :-D
Warhawk :-P
NecroAngel hat ‘Baals Ebene’ betreten
TheMastermind: Hi Süßer WauWau
NecroAngel: Schnauze James – hab ne Frage.
Warhawk: Worum gehts?
TheMastermind: Ja worum geht es dem kleinen Zuckerschnüttchen?
NecroAngel: KillBill hängt im Dungeon Lv.5 am Eisentor wie geht’s da weiter? *James ignorier*
Warhawk: afaik muss er im Lv. 2 den blutigen Schlüsselbund mitnehmen. Den hat der verrottende Schmied am Gürtel.
TheMastermind: Hatte er?
NecroAngel: Echt? Boah, dass ist ja voll weit zurück. *grummel*
NecroAngel: Danke! Bis morgen. *smile* Syl denk daran, dass wir später haben, Susan hats schon verpeilt.
Warhwak: Hatte er und ja, ich denke daran. (Susan denkt nie an irgendetwas)
Warhawk: cu
TheMastermind cul8r
NecroAngel hat ‘Baals Ebene’ verlassen
TheMastermind: Er wird mich morgen umbringen.
Warhawk: Du hast es verdient. :-))
TheMastermind: !!
Warhawk: Reg dich ab und kümmer dich um das Gezeug da.
Warhawk: Du siehst Brad doch gar nicht
TheMastermind: Kümmer dich um den Bergtroll :-O
TheMastermind: Ne, seid Susan den an der Leine hat sieht man ihn gar nicht mehr :-/
Warhawk: Eine Furie das Weib ;-)
TheMastermind: Das ist noch zu nett!!
TheMastermind: KillBill ist Susan
Warhawk: Stimmt
Warhawk: Wo bleibt TKing?
TKing hat ‚Baals Ebene’ betreten
Warhawk: Wenn man vom Teufel spricht.
TKing: Servus. Whats up?
TheMastermind: asap Blutfang
TKing: phat!
TKing: wartet
Warhawk: Geht nicht
TheMastermind gibt seinen Geist in die Klauen des Bösen…
TheMastermind: scheiße
TheMastermind wird von den Göttern eine neues Leben verliehen…
>>Sie bieten TheMastermind einen Pakt an.
>>TheMastermind gehört nun zu ihrer Partie.
Die Diener des Bösen werden stärker….
>>TKing bietet ihnen einen Pakt an.
>>TKing gehört nun zu ihrer Partie.
Die Diener des Bösen werden stärker….
TKing: Kill them!
TheMastermind: jetzt gibt’s saures >jeah>
Warhawk: Sprachs und stand wieder auf von den Toten
TheMastermind: :-P

[…]

TheMastermind: Pizza?
Warhawk: Heut Abend?
TKing: Salami!
XSwordBeastX: …
TheMastermind: Yeah. Heut Abend @ War
TKing: Also gleich
XSwordBeastX: muss off -> Klausur morgen
Warhawk: fällt dir früh ein
XSwordBeastX: Kanns eh nicht
TKing: Optimist was?
XSwordBeastX: realist
TheMastermind: Arme Kinder
TKing: luser @Master
Warhawk: Mathe?
XSwordBeastX: Neh Bio, scheiß fach
Warhawk: Thema?
XSwordBeastX: ka
Warhawk: Nicht so viel….
TheMastermind: Das gibt keine Punkte :-)) Minuspunkte!
XSwoardBeastX: Sehr witzig
TKing: Stell dich doch mal an
Warhawk: Und zwar ganz hinten.
TKing: roftl
TheMastermind: >lol>
XSwordBeastX: bin off
XSwordBeastX verlässt ‘Baals Ebene’
Die Diener des Bösen werden schwächer…
TheMastermind: Zicke
TKing: Zicker
Warhawk: Oder beides.
TKing: ?!
TheMastermind: Wer weiß…
TKing: Zocken wir noch?
Warhawk: Ich nicht.
TheMastermind: Auch nicht.
TKing: Langweiler
Warhawk: Neh, Menschen mit Schlafbedürfnis
TheMastermind: mehr oder weniger
TKing: Blabla
Warhawk: cu
TKing: cul8r
TheMastermind: cu
TheMastermind verlässt ‘Baals Ebene’
Die Diener des Bösen werden schwächer…
Warhawk verlässt ‘Baals Ebene’
Die Diener des Bösen werden schwächer…
TKing: So lonely…. Afk
TKing verlässt ‘Baals Ebene’
Die Diener des Bösen werden schwächer…


Anmk:
Warhawk: Sylvester
TheMastermind: James

 

[Kapitel Vier: DAS TELEFON]
April 2005, Manhatten

Es regnete und das triste Wolkenbild ließ kaum einen Sonnestrahl weit genug durch, damit er die kleinen Räume hinter den Fenstern erhellen konnte. Obwohl es erst früher Nachmittag war schalteten die Menschen das Licht ein. Überall konnte man den Schein von Lampen und Glühbirnen hinter den Fensterscheiben und Gardinen sehen. Auch Sylvester hatte das Licht angeschaltet als es zunehmend dunkler wurde und er die Buchstaben kaum noch erkennen konnte. Ein Gewitter lag in der Luft und das ganze Haus schien nur auf den ersten Donner zu warten. Die Stille war beinahe unangenehm. Er war daran gewöhnt die laute Musik von James noch über den Flur schallen zu hören und das Trampeln der beiden Kinder aus der Wohnung über ihm. Jetzt konnte er nur das leise Murmeln seines eigenen Fernseher hören der im Hintergrund lief vermischt mit dem noch viel leiseren Surren der Kühlung vom Computer.
Die Beine in den Schneidersitz gezogen hatte er das Buch auf dem Schoß platziert um die Hände für eine Tasse Kaffee und Salzstangen frei zu haben. Als das Telefon schrill läutete hätte er beinahe den Kaffee über die Seiten gekippt.
Skeptisch stellte er die Tasse zur Seite und auf den Boden ehe er mit der freien Hand nach dem Telefon angelte, sich mit der anderen die verbliebene Salzstange in den Mund schob und dann mit dem Ärmel den kleinen Fleck von der Seite wischte. Er meldete sich schließlich ein wenig undeutlich.
"Siweser Fahlan.."
"Du sollst nicht mit vollen Mund reden Ray." Ermahnte ihn die dünne Stimme seiner Mutter als Begrüßung. Sylvester richtete sich wieder auf und fischte nach einem Lesezeichen um es zwischen die Seiten zu legen.
"Hi Mom. Schön das du anrufst."
"Schön dass du dran gehst. Ich habe schon Gestern zweimal versucht dich zu erreichen."
"Ich war noch spät weg mit James und am Morgen hatte ich Schule."
Er konnte sie seufzen hören, während er das Buch zur Seite legte und die Kaffeetasse wieder aufhob. Ein wenig der heißen Flüssigkeit war übergeschwappt und bildete nun braune Flecken auf dem Parkett. "Mist…"
"Muss das den unter der Woche sein Ray? Was ist los?"
"Nichts Mom, ich habe nur etwas Kaffee verschüttet. Heute ist Samstag, ich war also nur am Ende der Woche lange weg."
"Das gute Parkett. Es war Freitag und du brauchst deinen Schlaf. Du schläfst doch genügend?"
Nun war es an ihm leise zu seufzen. Um den verräterischen Laut zu verbergen nahm er einen kleinen Schluck von dem Kaffee.
"Natürlich schlafe ich genug. Hast du mich deshalb angerufen?"
"Natürlich nicht Ray. Ich weiß ja dass du auf dich aufpassen kannst, nur manchmal mache ich mir eben ein bisschen Sorgen. Das verstehst du doch oder?"
Durch das Telefon konnte er etwas rascheln hören. Sylvester vermutete das sie wieder notorisch Papier von einer Seite des Tisches auf die andere schob, so wie sie es immer tat wenn sie telefonierte.
"Natürlich verstehe ich das Mom. Erzähl mir warum du angerufen hast."
Er konnte sie praktisch lächeln sehen als er mit einem Fuß nach der Decke am Ende der Couch angelte. Sie fiel hinunter und er stieß ein resigniertes Schnauben aus bevor er sich aufrichtete um sie aufzuheben.
"Eigentlich wollte ich mich nur erkundigen ob du nächstes Wochenende nach Hause kommst. Ich habe schon eingekauft. Es wird Kuchen geben und Plätzchen."
Sylvester nickte obwohl sie es nicht sehen konnte während er die Decke faltete und zurück legte, das Telefon zwischen Schulter und Ohr eingeklemmt. Als habe sie das Nicken gesehen fuhr seine Mutter mit ihrer dünnen Stimme fort.
"Es sind diese Pefferplätzchen, weißt du? Die, die du damals mitgebracht hast. Ich habe das Rezept gefunden. Ich würde mich wirklich freuen wenn du das Wochenende bleiben würdest. Dein Zimmer ist aufgeräumt und es gefällt mir nicht das es so leer ist. Und Ray…"
Sie zögerte und er konnte sie Luft holen hören. Papier raschelte wieder im Hintergrund, sodass er unwillkürlich an den sortierten Arbeitsplatz seines Vaters denken musste, den sie durch ihre Unruhe beim telefonieren oft durcheinander brachte. Seine Mutter räusperte sich leise und brach das kurze Schweigen.
"Also, dein Vater kommt auch Ray."
Erstaunt richtete er sich wieder auf und legte die gefaltete Decke über die Lehne der kleinen Couch. Beinahe wäre er beim zurück treten über die Kaffeetasse gestolpert, dann allerdings stellte er sie vorsorglich auf den kleinen Beistelltisch. Vielmehr auf die dort gestapelten Bücher und Zeitschriften.
"Hat er das gesagt?"
"Ja, das hat er. Gerade eben noch als ich nachgefragt habe. Er hat gesagt er nimmt sich frei und ist ganz sicher da. Er hat sehr viel zu tun weißt du."
"Ich weiß Mom. Ich kenne Dad auch ein wenig."
Sie lachte leise und öffnete einen Kugelschreiber um auf einer der Unterlagen selbstvergessen rumzukritzeln, auch das konnte er hören und sich gut vorstellen.
"Ach ja, entschuldige."
"Schon okay. Wann soll ich denn da sein?"
"Kannst du Freitag Abend schon vorbei kommen? Dann koche ich uns beiden was."
"Freitag ist schlecht, weil ich ziemlich lange in der Schule hocke und die ganzen Aufgaben über das Wochenende lieber vorher erledigen möchte. Dann muss ich das nicht zu Hause machen."
"Oh ja.. . Nagut dann kommst du Samstag Morgen nach dem Frühstück. Ich kümmere mich um das Mittagessen. Dein Vater ist erst am Sonntag da. Ich weiß noch nicht ob er mit uns frühstückt aber zum Kuchen kommt er."
Sylvester trat an der Couch vorbei auf das bodentiefe Fenster zu und schob die blassen Vorhänge ein Stück zur Seite. Graue Nebelschleier begrüßten ihn düster. Der beinahe leere Balkon sah ihm nass und griesgrämig entgegen. Er lächelte.
"Schön, das freut mich. Dad war lange nicht mehr da."
"Ja, sehr lange. Sei ihm nicht böse, er hat sehr viel zu tun."
"Ich weiß. Einer muss das Geld verdienen."
"Wie recht du hast."
Ihr heiteres Lachen drang durch das Telefon. Das kratzen eines Stuhles verriet ihm, das sie nicht im praktisch ungenutzten Arbeitszimmer seines Vaters saß sondern am Tisch im Essraum.
"Soll ich noch irgend etwas mitbringen Mom?"
"Nur gute Noten."
"Ich liebe dich auch."
"Ich weiß. Pass auf dich auf, Ray, und mach deinem Vater und mir keine Schande."
Langsam ließ er den dünnen Vorhang wieder zurück gleiten und drehte sich dem Wohnzimmer zu. Das freundliche Licht der Tischlampen vertrieb die graue Kälte aus dem Raum.
"Mir passiert nichts Mom. Hast du jemals etwas anderes erlebt?"
"Nein aber was nicht ist kann noch werden. Du meldest dich wenn irgendetwas los ist?"
"Natürlich Mom. Wir sehen uns nächsten Samstag zum Mittag."
"Oder zum Brunch, ja. Ruf noch mal an bevor du kommst."
"Mache ich. Bye Mom."
"Bye Ray – oh und Ray?"
"Ja?"
"Wie geht es den Meersäuen?"
"Gut Mon, sie fressen und leben. Soll ich sie von dir grüßen?"
"Mach das. Pass auf dich auf. Bye."
"Wie immer. Bye."
Es machte leise Klick und dann erklang das andauernde Hupen was ihm sagte das die Leitung wieder frei war. Nach einem kurzen Blick auf den kleinen Hörer legte auch er auf. Dann stellte er das Handgerät zurück auf die Ladestation und sah sich nachdenklich in dem Wohnraum um. Das Buch lag vergessen auf der Couch und der Kaffee wurde kalt als er sich dem leise surrenden Computer zuwandte. Sein Vater würde am nächsten Wochenende da sein. Sylvester grinste vergnügt während er sich in den Ledersessel fallen ließ und den Bildschirm anschaltete.


[Kapitel Fünf: DREI NACHRICHTEN]
September 2005, Manhatten

Sie haben drei ungelesene Nachrichten im Posteingang.


From: JamesTheMaster@freenet.de
To: ClassicWater@redmoon.de
Sent: Monday, September 27, 2005 10:54 PM
Subject: Verräter an die Macht!

Sei gegrüßt mein untertänigster Nachbar!

Wo steckst du Hohlkopf? Es ist ja nicht zu fassen! Da köpfe ich meine beste Flasche Wein nur für dich und du Nichtsnutz bist nicht da. :-o Und was mache ich jetzt mit dem Zeug? Und der wertvollen Info? Hast schon richtig gehört – ICH hätte dir was zu erzählen, wenn DU mal Zeit hättest. Also beweg deinen Arsch gefälligst in meine Richtung. Klar? :-D
Ach scheiß drauf, ich erzähle es dir jetzt. Ich bin so verdammt stolz auf mich! Ich meine wer sonst schafft es gleich in seinem zweiten Lehrjahr SO einen Auftrag an Land zu ziehen? Kein Schwein!
Ich habe meinem netten Chefe schon unter die Nase gerieben, dass er sich bedanken kann. Und was soll ich sagen? Der Wein geht auf den fetten Kerl. Hey, der kann direkt sympathisch sein. Jedenfalls habe ich dafür gesorgt, dass wir jetzt einen kompletten Partykeller aus irgend so einem Bonzenhaus auseinander nehmen können und da alles neu vernetzen sollen. Voll krass was die da alles haben wollen! Lichtorgeln sind da echt nur Peanuts. Habe ich gesagt wie stolz ich auf MICH bin? Nein? Verdammt stolz! :’-)
Der verfluchte Keller hat die Größe von einem halben Einkaufszentrum. Man du glaubst nicht was die da für Platz haben! Da könnten wir mit drei Etagen komplett einziehen und hätten noch zusätzliche Räume. Echt cool. Wenn ich die ersten Fotos und so habe zeige ich sie dir. Ich werds auf jeden Fall dokumentieren, dass ist mal was für mein Album. Und wenn du dann endlich mal wieder Zeit hast werden wir ne Flasche Wein da drauf köpfen. Ziemlich gut das Gesöff, kann ich nur empfehlen.

Geht’s dir eigentlich mal wieder was besser oder bist du immer noch so groggy? Schon klar, dir geht’s gut – nur GANZ so blind bin ICH nicht, kapiert? Das letzte Mal als ich vorbei gekommen bin sahst du aus wie ausgekotzt und noch mal durchgekaut. :-/ Glaub mir der Wein bringt dich wieder auf die Beine. Das kommt davon weil du so lange vor der Kiste hockst. Da fällt mir ein das wir mal wieder zocken müssen, klar? Mich juckts in den Fingern wenn ich daran denke ein paar Zombies dick was auf die Schnauze zu geben. ;-)
Machen wir sie platt!

Ach weißt du was? Ich komm heut Abend einfach mal vorbei. Scheiße, ich muss seit 10min aus dem Haus sein. :-O

Bis Bald! ;-))

James – the Mastermind!


From: tBatM@toolbox.com
To: ClassicWater@redmoon.de
Sent: Monday, September 27, 2005 11:46 PM
Subject: Re: Augustanfang

hi syl,

schade das, dass treffen nicht klappen wird. macht aber nichts ich bin auch noch unterwegs. mein derzeitiger chef (mr. blacksmith, dieser alte kerl) hat mir noch zwei aufträge rein gehauen und ich weiß jetzt schon nicht mehr wo mir der kopf steht. wir finden ganz bestimmt noch einen anderen termin. (außerdem schreiben wir uns ja, da macht das weiter nichts). ich habe derzeit viel mit internetauftritten zu tun, also wenn dieser jeremy cole noch interesse hat soll er sich bei mir melden. was will er denn da haben? (er klingt eher nach so einem schnösel der sich selber vorstellen will) ich habe nicht viel zeit für irgendwelche kinkerlitzchen aber wenn er zahlt sieht das anders aus. mein chef ist sowieso der meinung, dass es unklug ist unbezahlte arbeit zu leisten und ich gebe ihm da (ausnahmsweise) mal recht. (normalerweise würde ich mir lieber die zunge abbeißen als ihm recht zu geben, er ist ein furchtbar langweiliger mensch)
wie geht es deinen eltern? meine grany stand vor zwei tagen überraschend vor meiner tür. (sie kam echt ungelegen, weil ich mitten in einem script war) sie hat immer noch angst, dass ich irgendwann auf der straße sitze weil ich die schule nicht weiter mache. aber sie versteht auch nicht das die schule einfach nur öde war. (sie ist da sehr einfach gestrickt wie du weißt, wahrscheinlich auch nicht sehr klug aber was will man von alten menschen erwarten?) sie mag mr. blacksmith weil sie gehört hat das er katholisch ist. wie kann man so engstirnig sein? (katholisch und sehr konservativ, ich glaube seine frau ist auch nur für den haushalt da. wenn er kinder hat dann auch für die, aber wer bekommt heutzutage schon kinder?)
du hast geschrieben das deine mon ständig anruft. schaff dir einfach einen anrufbeantworter an und tu so als wärst du nicht da. (mache ich auch wenn grany mich wieder mal nervt. neuerdings fängt sie wieder an mich zu bekochen.) ich finde sowieso das deine mom sich ziemlich anstellt aber ich bekomme da wenig mit also zählt meine meinung nicht. (hindert mich ja nicht daran es zu schreiben.)
wenn du rückenschmerzen hast (ich tippe da jetzt drauf weil ich davon geschrieben hatte) dann hilft aufrecht sitzen und gerade liegen schon viel. (ich muss es wissen) und bei kopfschmerzen sowieso nur schlafen. lass die finger von tabletten ihr arztfreaks nehmt die viel zu gerne. Ansonsten gewöhn dir an viel zu laufen. (ätzend wer will das schon? ich wird einen teufel tun und mich so abstrampeln nur um dann zu schwitzen wie ein schwein)

ich muss langsam wieder an die arbeit, grüß die drei säue von mir und tinkerbell. (dieses schwein hat schon wieder zugenommen, das ist eine fette sau. sollte ich da mal nen zweites zusetzen jetzt wo barbarossa so lange tot ist?)

grüße
lu


From: JeremyCole@j-cole.de
To: ClassicWater@redmoon.de
Sent: Monday, September 27, 2005 12:41 AM
Subject: Fw: Anatomie des Kleinhirns

Hallo Sylvester,

wie du siehst habe ich mit dieser Mal darauf geachtet direkt zu antworten. Mir schien es als hätte dich meine verspätete Antwort ein wenig verärgert, dabei habe ich erläutert weshalb ich einige Tage infolge wenig Zeit erübrigen konnte. Selbstverständlich erwarte ich auch von dir, dass du pünktlich antwortest. Bei diesen Thematiken ist es schlichtweg sinnlos lange zu warten, denn sie bedürfen einer gewissen garantierten Aktualität. Deshalb ist deine Verärgerung für mich kein Anlass zu weiteren Debatten.

Die genannten ISBN Nummern haben sich zum großen Teil als brauchbar erwiesen. Auch wenn einige der Bücher meinem Standart nicht ganz entsprechen, sie sind allerdings wohl gute Grundlektüren. Sobald ich mich eingehender mit den einzelnen Bänden beschäftigt habe lasse ich dich wissen wie gut und vernünftig sie sind oder wie brauchbar im Allgemeinen. Nur bei zwei der Bände bin ich mir ziemlich sicher, dass sie auch dir keineswegs gefallen würden. Inhaltlich mögen sie ganz nett sein aber das darin behandelte Thema ist nur sehr oberflächlich und für uns nicht zu gebrauchen. Das sind einmal die ISBN 3-527-30340-5 [Wiley-VCH] und die ISBN 37661-6333-7 [C.C.Bucher]. Lass die Finger davon, wenn du darüber nachdenken solltest sie dir anzuschaffen. Das Lexikon der Biochemie indes halte ich für sehr gelungen, auch wenn es meinen Themenbereich nur sehr speziell und chemisch erläutert abgedeckt hält.

Das Studium läuft gut und ich denke mein Vater ist recht zufrieden mit mir. Überhaupt meine ich in letzter Zeit eine erstaunlich gute Laune an ihm wahrzunehmen. Ich befürchte es liegt daran, dass Grace, meine Mutter, sich wieder auf einen Kurzurlaub zu ihrer eigenen Mutter begeben hat. Sie und meine Großmutter [Mary Winston geb. Ryan] - habe ich dir je von ihr erzählt? - werden sich vierzehn Tage lang in Schwärmereien über (fremde) Backkünste, Tischdecken und die neusten Kostüme ergehen. Wenn ich mich recht entsinne haben sie im letzten Sommer eine fatale Vorliebe für große und überhaus geschmacklose Hüte entwickelt. Nun da Grace aus dem Haus ist und ihren Hund mit sich genommen hat ist mein Vater wieder besser auf alles und jeden zu sprechen. Robert kann Lulu, den sechsmonatigen Yorkshire Terrier von Grace, nicht ausstehen. Ich persönlich halte diese Art von Hund für ziemlich überflüssig. Noch dazu findet man überall auf der Kleidung diese lästigen Haare. Allerdings würde ich für eine solche Lappalie keinen Streit mit Grace anfangen, sie ist da sehr empfindlich und bekommt rasch Migräne.

Bevor sie gefahren ist hat sie sich nach dir erkundigt. Ich habe den Fehler gemacht und ihr gegenüber am Abendtisch erwähnt, dass du ebenfalls an der New York University studieren wirst. Sie ist ganz entzückt darüber, erkundigt sich aber ob es wirklich zuträglich für dich ist oder ob du dich womöglich übernehmen könntest. Robert ist ihr hernach regelrecht über den Mund gefahren, dank seines Freundes und dessen Meinung über deinen Vater hat er begonnen gegenüber Grace Stellung zu beziehen. Ich wage allerdings zu bezweifeln das dies nur auf seinem guten Bild von dir beruht, es scheint mir durchaus denkbar das sein schlechtes Bild von Grace und seine derzeitige Abneigung ihr gegenüber eine weitaus größere Rolle spielen. Nichts für ungut. Selbstverständlich stand ich auf deiner Seite und habe Grace am Ende davon überzeugt, dass meine Bereitschaft mit die befreundet zu sein natürlich nur deshalb derart hat reifen können weil ich davon überzeugt bin dass du sowohl die Universität als auch das Studium erfolgreich hinter dir lassen wirst. Scherz.

Ich werde nun noch einiges lernen und mich dann durch die neuen Bücher arbeiten. Wenn du etwas neues hörst oder neue Veröffentlichungen bekannt gegeben werden gib sie mir, wie immer, bitte durch. Ansonsten würde ich Vorschlagen, dass wir uns demnächst noch einmal treffen. Ich hätte einen Termin in vier Wochen vor Augen. An dem Samstag habe ich sehr wahrscheinlich genügend Zeit, den genauen Termin gebe ich dir aber noch durch. Pete und Marvin werden ebenfalls dabei sein.

Anbei habe ich dir noch einen Artikel gegeben, den ich kürzlich von Marvin erhalten habe, vielleicht ist er auch für dich interessant.

Mit freundlichen Grüßen

Jeremy Cole



GENTECHNIK Reis-Erbgut ist entziffert

Ein internationales Forscherteam hat das Erbgut von Reis nahezu vollständig erschlossen. Die Wissenschaftler hoffen jetzt, besonders ergiebige und widerstandsfähige Sorten der Pflanze herstellen zu können - um künftig Hungersnöte in weiten Teilen der Welt zu verhindern.



Es könnte ein Meilenstein in der Ernährungsforschung sein: Das Erbgut von Reis, der große Teile der Weltbevölkerung ernährt, ist nahezu vollständig entziffert. Die am meisten verbreitete Sorte mit dem Namen Oryza sativa bestehe aus 37.544 Einzelgenen auf zwölf Chromosomen, schreiben die Mitglieder des International Rice Genome Sequencinq Project (IRGSP) im Wissenschaftsmagazin "Nature" (Bd. 436, S. 793). Damit hat Reis mehr Gene als der Mensch, der zwischen 20.000 und 25.000 Erbfaktoren besitzt.

Die Ergebnisse, an denen Forscher aus zehn Ländern sechs Jahre lang gearbeitet haben, könnten ein wichtiger Schritt zur Entwicklung neuer Reissorten sein. Für mehr als die Hälfte aller Menschen ist Reis die Grundlage des täglichen Überlebens. Mit den neuen Daten könnte die Zucht besonders ertragreicher und widerstandsfähiger Sorten beschleunigt werden, sagte Projektleiter Richard McCombie. So könne der wachsende Nahrungsbedarf der Weltbevölkerung gedeckt werden.

Reis ernährt laut den Vereinten Nationen täglich rund drei Milliarden Menschen. Die weltweite Produktion wurde in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt, doch bis 2025 wird damit gerechnet, dass 4,6 Milliarden Menschen von Reis als Nahrungsmittel abhängig sein werden. Um diese Nachfrage zu decken, müsste die Produktion nochmals um 25 Prozent steigen.

Das IRGSP-Team hat 95 Prozent des Erbguts sequenziert, darunter nahezu alle DNA-Bausteine der Reispflanze, die Gene bilden. Zwar gab es bereits zuvor Sequenzentwürfe, die einen ersten Einblick in das Reisgenom erlaubten. Doch die neue, viel bessere Auflösung der nun vorgestellten Erbgutsequenz ermögliche es, die Funktion weiterer wichtiger Gene zu identifizieren, schreiben die Forscher. Die Gensequenz ist öffentlich in der GenBank der amerikanischen National Institutes of Health zugänglich.

 

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