Verderbtes Geflüster

 

6.) Seelenlande

Es steht wahrhaftig nicht gut, weder um den Fürstensitz des Funkelnden Auges noch um dessen Führer, den Nordwolf Andor Evenfrost. Die Hoffnungslosigkeit der letzten Tage macht sich breit, die Hoffnungslosigkeit von Fall und Vergehen, und doch... noch ist nicht alles verloren. Und die bedeutungsschwersten Kämpfe werden nicht gegen andere gefochten, sondern gegen sich selbst.
 

Seraphina hat den Raum wieder verlassen... vielleicht, weil sie findet, dass sie hier nichts verloren hat, vielleicht, weil Landuin sie nicht anwies, zu bleiben... vielleicht auch nur, weil sie findet dass sie andernorts womöglich noch helfen könnte.
So bleibt Jadon allein mit dem anderen Lupus, dessen weißer, dichter Pelz nun zwar noch immer blutbesudelt ist, der jedoch dank Landuins Eingreifen zumindest keine sichtbaren Wunden mehr trägt... und nach wie vor hat der junge Theurg das Gefühl, er würde eine Totenwacht halten, eher an der Seite eines Gestorbenen ausharren denn an jener eines Lebenden, denn nach wie vor sind die Augen des Fürsten halb geöffnet, der Blick ist starr und leer... und man kann kein Leben an ihm spüren, keinen Atemzug, keinen Herzschlag - sein Körper erkaltet lediglich.
Während Jadon ihm den Nacken putzt, bekommt er nach einer Weile das Gefühl... als würde sich die Realität einmal mehr verschieben... als würde ein Film in seinem Kopf ablaufen, der ihn ganz und gar gefangen nimmt. Zuerst glaubt er, die Wölfe zu sehen, die er damals gesehen hatte, als er dem Tode nahe im Schnee lag und Alyona verloren hatte... die Wölfe, die alten Reinen, die fortliefen... und ihn zurück ließen, denn er konnte ihnen nicht folgen. Doch dann erkennt er, dass sie es nicht sind, der Ort ist falsch, die Umgebung, die Wölfe. Auch dieses Land ist schneebedeckt, doch es schlägt in einem anderen Takt als Russland oder jenes hier, Deutschland... Es ist gebirgiger, kälter, und die Wälder sind anders als Jadon sie kennt. Doch auch hier liegt Schnee, und mit einer Gebirgskette im Hintergrund sieht er aus einem Wald drei Wölfe auf ein offenes Schneefeld laufen... Es sind nur drei, und als sie näher kommen, erkennt er sie. Die beeindruckende, kraftstrotzende Gestalt von Evenfrost, die an der Spitze läuft, dichtauf gefolgt von einem nicht minder großen, aber bei weitem grimmiger wirkenden Ahroun... Ragnar. Und am Schluss der kleinen Gruppe läuft ein weiterer Vollmond, aber jünger und geringer von Rang... Morten. Sie laufen wie ein kleines Rudel, das ein festes Ziel vor Augen hat, und Jadon weiß aus unerfindlichen Gründen, dass sie allesamt noch jünger sind; dass Ragnar und Morten ihrem derzeitigen Leitwolf folgen, weil er eine Vision hat, ein Ziel... und die beiden glauben sowohl an Andor Evenfrost als auch an das, was er vor Augen hat. Die drei norwegischen Krieger werden einen reinigenden Kampf aus dem hohen Norden direkt ans Herz des Hofes ihres Hauses bringen, und sie laufen im Glauben an ihren Sieg.
Jadon kann die grimmige Entschlossenheit von Evenfrost spüren, die unbeugsame Härte und den inspirierenden Willen, der die anderen beiden in ihren Bann gezogen hat. Es gibt ein Band zwischen ihnen, nicht jenes eines festen Rudels, doch jenes von Freundschaft... und vor allem auch Vertrauen. Etwas, so spürt Jadon, von dem keiner der drei allzu schnell bereit ist, es jemandem zu schenken.
Die drei laufen vorbei, Morten immer mehr mit Abstand... bis er letztlich stehen bleibt und direkt Jadon anzusehen scheint. Dann verblasst das Bild der fremden Landschaft, die Erinnerung, die nicht Jadon gehört, und Andor sowie Ragnar sind fort... das Land ist ebenso fort, und er sieht wieder das altertümliche Gemach des Fürsten, an dessen Seite er auf den Fellen liegt. Doch Morten... steht immer noch da, wenige Schritt weit entfernt, den Kopf erhoben und zu den beiden herüber blickend. Seine Gestalt wirkt unwirklich, fern... beinahe etwas verwischt und von einem unklaren Schimmern umgeben

Jadon fühlt sich ziemlich hilflos... er weiß nicht, wie er dem Fürsten helfen soll; weiß nicht, was er tun kann, damit er wieder zurück kommt. Er kann nichts tun außer bei ihm zu sein und das Gefühl, ihn langsam so nach und nach zu verlieren, drückt immer schwerer auf sein Bewusstsein... es macht ihn beinahe verrückt hier liegen zu müssen in der Gewissheit, dass er vielleicht gehen wird, und er... er kann nichts weiter tun außer zusehen. Als ihn wieder irgend etwas einzuholen scheint kneift er die Augen zusammen und schüttelt den Kopf. Nein... nein, nicht schon wieder, er will nicht ständig irgendwas sehen müssen, irgendwas interpretieren müssen, wovon er meist gar keine Ahnung hat. Die gefletschten Zähne knirschen etwas, als er sie aufeinander beißt... doch schließlich starren die weit aufgerissenen Augen starr vor sich, während die vergangenen Bilder an seinem geistigen Auge vorbei ziehen. Er weiß nicht, was es zu bedeuten hat, nun die Vergangenheit des Fürsten aufgezeigt zu bekommen... doch er sieht sie sich an, während die nun wieder fast weißen Augen hektisch hin und her huschen, als er die Bilder verfolgt. Schließlich, als sie enden, kehrt das durchdringende Goldgelb in seine Augen zurück, deren Blick sich dann auf den geisterhaften Morten legt.... seine Stirn runzelt sich nur unmerklich, sonst tut er nichts...
Jadon: *befindet sich momentan in Menschling*
Der junge Ahroun kommt schließlich näher, etwas zögerlich, so scheint es... beinahe etwas unbeholfen setzt er Pfote vor Pfote, als wüsste er mit seinem derzeitigen Zustand noch nicht so recht umzugehen - oder als müsste er sich daran gewöhnen. Er wirkt bekümmert und senkt den Kopf, als er nur noch einen Schritt von dem reglosen Lupuskörper entfernt ist, nur den Hals recken bräuchte, um ihn zu berühren... und als er genau das langsam tut, da gleitet seine Schnauze durch jene des Fürsten hindurch, sodass er etwas abrupt den Kopf wieder hebt und einen Schritt zurück macht, kurz mit den Ohren spielt und sie dann hängen lässt, ebenso wie Kopf und Rute.
"Wer kümmert sich nun um Ingvar? Wer führt, wo ich meinen Weg nicht mehr kenne? Wen kann ich nun suchen, wenn selbst mein Herz die Einsamkeit nicht mehr erträgt...?", hört man seine Stimme klagen wie einen fernen Widerhall, dann schüttelt er leicht den Kopf und sieht abermals Jadon an.
"Er soll mir nicht folgen... noch nicht. Noch nicht... denn seine Zeit ist noch nicht um, soll nicht um sein, auch wenn Magnus' Gifte an seiner Seele fressen. Lasst ihn nicht gehen, Prinz Albrecht, haltet ihn fest... holt ihn zurück von der Schwelle, an der er sich selbst vergessen hat. Sucht ihn in seiner Erinnerung... erzählt ihm, was ein Fürst hören muss, damit er dorthin zurück kommt, wo man seiner bedarf... erzählt ihm, was ein Silberfang hören muss, der droht sein Erbe zu verlieren..."
Seine Stimme verhallt immer mehr, während er weiter rückwärts zurück weicht, bedauernd und voll Trauer... und verblassend. Letztlich hört man nur noch ein klagendes Abschiedsgeheul leise aufsteigen, der letzte Ruf eines jüngeren an einen alten Führer, eines Untergebenen an seinen Herren; eines jungen Kriegers, der in dem älteren so etwas gesehen hat wie einen Vater... und der nun einen anderen Weg nehmen muss

Jadon schmälert leicht die Augen in einer Mimik, als würde er so besser sehen können... sein Blick liegt auf dem Lupus und er beobachtet, wie er den Fürsten berührt, durch ihn hindurch gleitet. Er versteht die ersten Worte Mortens nicht so recht... doch er schweigt nur weiterhin in der Gewissheit, dass einer von denen, die... nicht gut aussahen, Morten war. Wer Ingvar ist oder war weiß er nicht... aber es wird sich sicher jemand finden lassen, der sich um ihn kümmert... hier geht bestimmt niemand verloren. Als er hört, was Morten von ihm verlangt, zieht er die Brauen zusammen, während sich langsam sein Blick senkt... er weiß nicht, ob er das kann. Er war noch nie besonders geschickt im Umgang mit Worten, seine Stärken lagen woanders... und er wusste auch nicht, wie man... Er schüttelt nur kurz bei sich den Kopf und sieht dann, wie Morten endgültig verschwindet... Eine Weile lang bleibt er noch sitzen, dann steht er auf und verlässt den Raum. Er muss... nachdenken, und er weiß momentan nicht so recht, wie er die richtigen Worte finden soll. Worte können so vieles sein... alles und nichts, bedeutungsleer, obwohl weise gewählt, oder voller Inhalt, obwohl es nur wenige Silben sind. Sein Weg führt ihn hinaus, zu den Zinnen, auf die er dann die Hände legt, die sich dann etwas in den Stein hinein graben, während der abwesende Blick über das Land streift
Jadon .oO(und was, wenn ich es nicht schaffe.... wenn meine Worte nicht das bewirken, was sie bewirken sollen...? Dann wird er... Nein, das darf einfach nicht geschehen. Aber wie nur soll ich... wie... ich bin kein Galliard und kein Ragabash, die mit Worten und dergleichen spielen wie mit... Egal. Dann muss ich eben etwas tun, was mir nicht entspricht. )
Jadon zieht noch eine Weile lang die frische Luft tief in die Lungen, ehe er kurz die Augen schließt und sich dann abwendet, um dorthin zurück zu gehen, wo er herkam...
Unterwegs begegnet er kurz Landuin, der offenbar auf dem selben Weg ist... der ältere Theurg wirkt etwas erschöpft und ausgelaugt, vielleicht fällt es auch ungleich mehr bei ihm auf, da er ohnehin noch nicht ganz auf der Höhe ist. Als er Jadon durch die Gänge ziehen sieht, eilt er - in Crinos - zu ihm. "Alles in Ordnung?", lautet seine Frage, die man... wohl weit ausdehnen kann
Jadon hält wohl inne, als dieser auf ihn zukommt... dann blickt er ihn an. "Landuin... ", entgegnet er nur, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. "Es... ist alles soweit in Ordnung, wie es eben in Ordnung sein kann. Ich... wollte mich noch bei Euch entschuldigen. Ich danke Euch für die Heilung und verzeiht... dass ich Euch so angefahren habe. Meine Nerven... gingen wohl etwas durch mit mir."
Morgenhell legt ihm in einer beruhigenden Geste die Pranke leicht auf die Schulter... einer Geste, die bereits ausdrückt, was seine Worte noch bekräftigen. "Es sei dir verziehen; es ist nichts was ich dir nachtragen würde. Doch sag, was trieb dich von der Seite des Fürsten fort? Er sollte nicht alleine bleiben in diesem Zustand, selbst wenn Magnus erst einmal in Gewahrsam genommen wurde... sicher ist sicher." Mit diesen Worten wirft er Jadon noch einen auffordernden Blick zu, bevor er dann weitergeht, um keine weitere Zeit hier stehend zu verbringen - Worte kann man auch im Laufen wechseln
Jadon: Ja, verzeiht... ich musste... etwas Luft schnappen um... mich etwas zu sammeln. Vielleicht... hätte ich auch einfach das Fenster aufmachen sollen, entschuldigt... *senkt etwas den Kopf und bleibt dann vor der Tür stehen* Ich... wollte meine Aufgabe nicht vernachlässigen.
"Nachlässig waren wir alle... viel zu lange", murmelt er daraufhin nur und öffnet dann die Türen, um hinein zu gehen... es scheint alles noch nach wie vor unverändert, und der große Lupus liegt unverändert an der gleichen Stelle, an der er bereits zuvor gelegen hatte. Landuin wartet noch, bis Jadon herein kommt, bevor er sich neben dem Fürsten niederlässt und eine Pranke auf dessen Brustkorb legt, die er dort eine Weile lang ruhen lässt... während sein Blick einen bekümmerten Ausdruck annimmt
Jadon runzelt die Stirn und senkt den Blick bei seinem Gesichtsausdruck... "Es... steht nicht gut um ihn, nicht wahr...", fragt er leise, obwohl er weiß dass diese Frage vermutlich überflüssig ist
Landuin schweigt eine Weile lang... bevor er die Pranke wieder fort nimmt und Jadon anblickt. "Ich denke... ja. Und ich kann nichts mehr für ihn tun... sein Körper mag ohne Wunden und Schmerz sein, doch sein Geist ist so weit fort, dass ich ihn einfach nicht erreichen kann. Er hört mich nicht, als hätte er sich bereits abgewendet, und das ist eines der wenigen Dinge, die ich Magnus derzeit glaube: dass er ihn zwar in diese... Totenstarre treiben konnte, jedoch keinen Weg, kein Mittel kennt, um diesen Zustand wieder rückgängig zu machen. Wären wir auf den bloßen Zustand herein gefallen und hätten geglaubt, er wäre so tot wie er scheint... dann wäre er wahrhaftig gänzlich dahin gegangen, ein Sieg mehr für Magnus Zwiegeflüster. Doch es soll und darf nicht sein, nicht hier darf es an unserem Scheitern liegen, dass wir ihn verlieren müssen...", antwortet er schließlich, selbst mit gesenkter Stimme und sichtlich offen gegenüber dem niederrangigen Theurgen zugebend, dass er sich im Moment einer Sackgasse gegenüber sieht
Jadon streicht mit der flachen Hand über seinen Rücken und schüttelt leicht den Kopf. "Das wird nicht geschehen... ich werde es nicht zulassen..." Er schließt kurz die Augen. "Erst neulich habe ich mein Versprechen gegeben, zu helfen... und Elias gab ich mein stummes Versprechen, seine Unschuld zu beweisen. Ich denke, ich habe es bewerkstelligen können, dass man nun Elias wieder mit anderen Augen sieht... und genauso gebe ich mein Versprechen, dass der Hof seinen Fürsten nicht verlieren wird." Auch, wenn er weiß, wie bedeutungsschwer seine Worte sind und dass er es dieses Mal vielleicht nicht schaffen könnte, sein Versprechen einzuhalten, so glaubt er an das, was er sagt... und so erwächst auch ein neuer Glaube an sich selbst, die Fähigkeiten, die er zu besitzen scheint. Er lächelt Landuin aufmunternd zu. "Würdet Ihr... ein Gebet mit mir für ihn sprechen...?", fragt er ihn nach einer Weile gedämpft
Der Blick des Athro ruht eine Weile lang scheinbar nachdenklich auf dem Prinzen, dann scheinen sich seine Lefzen zu einem leichten Lächeln zu verziehen. "Du hast uns in der Tat die Sicht wieder geklärt... es ist ein starkes Vermächtnis, das du mit dir trägst, und noch stärker sind die Hände, die über dir wachen. So glaube ich durchaus daran, dass du auch dies vermagst... und Blazeflare Fürst Evenfrost zurückholen kann, wo der helle Morgen nicht mehr hingelangt." Seine Worte sind ehrlich und aufrichtig gesprochen - doch etwas anderes wird man von dem Theurgen auch kaum zu hören bekommen - und voller Zuversicht und Zutrauen... in Jadon. Als er ihn nach dem Gebet fragt, nickt er zustimmend nur leicht
Jadon lächelt erneut leicht, als Morgenhell diese Worte zu ihm spricht... er fühlt sich geehrt bei seinen Worten und beinahe hat er etwas Angst vor ihnen, denn sie sind vermutlich bedeutungsschwerer, als er glaubt und selber weiß. Doch schließlich kniet er sich vor den Körper des Fürsten, senkt eine Hand und legt die Fingerspitzen auf die Stirn des Lupus, um dann die Augen zu schließen und demütig den Kopf vor dem zu senken, an dem das Bittgebet gerichtet ist. Er spricht nicht laut und nicht leise, doch deutlich und kraftvoll, und so ist die bittende Stimme auch voller Tiefe in der Hoffnung, dass das Gebet nicht nur das Totem erreichen wird - sondern auch jenen, der hier liegt. Er versucht den Lupus an dem prickelnden, an dem durch Mark und Bein gehende Gefühl, das ihn einnimmt, teilhaben zu lassen... ein Gefühl voller Demut vor dem Totem selbst und voller Stolz einer derjenigen zu sein, die Worte an ihn richten dürfen - ein Gefühl, dass er sicher selber oft gehabt hat und an das er sich erinnern wird, wenn er es spürt.
"Die Barmherzigkeit des mächtigen Falken,
wollen wir inständig anflehen.
Er mache uns nicht nur zu Hörern,
sondern zu Vollbringern seines Wortes.
Seine Wasser mögen über unsere Seelen fluten
und vernichten, was ihm missfällt,
und beleben, was des Lebens würdig ist,
durch Gaia, unsere Mutter, unsere Schöpferin,
und durch seinen Edelmut, seine Weisheit und seine Stärke.

Die Barmherzigkeit des mächtigen Falken,
wollen wir hiermit anflehen
dass Ihr uns erhalten bleibet
uns weiterhin führen könnt,
in Mut und in Kraft,
in Anmut und in Stärke.
Er behüte Euch
und schütze Euch vor allem Unheil.
Nie sollt Ihr Euch verlassen fühlen
und widrigen Umständen hilflos ausgesetzt sein,
so wie diesen, denn wir sind bei Euch
und werden es immer sein.

Er lasse sein Antlitz über Euch leuchten,
sei Euch gnädig,
und schenke Euch seine Gnade.
Er schenke Euch offene Augen und Ohren,
auf dass Ihr, Fürst Evenfrost, alle Zeit
seinen Glanz und seinen Edelmut erkennt,
so wie jetzt, in diesen Stunden.
Er schenke Euch innere Sicherheit und Zuversicht,
denn dieser Zustand soll Euch nicht erschrecken oder gar betäuben,
und Angst soll nicht Euer ständiger Begleiter sein,
denn Ihr seid die Stärke, der Antrieb und der Glauben dieses Hauses.

Ihm sei die Ehre.
In die Ewigkeiten aller Ewigkeiten."

Als er schließlich geendet hat, verharrt er sicher noch drei, vier, fünf Minuten so, um die letzten Worte verhallen zu lassen in dem Gefühl, Evenfrost irgendwie zu erreichen, ihn zu berühren... nur sanft wie eine Feder, kitzelnd, lockend... und doch nachdrücklich wie ein Schwerthieb; beinahe davor warnend, nicht aufzugeben und wieder zurück zu finden - weil es seine Pflicht und sein Blut von ihm verlangt. So öffnen sich seine Augen nach einer Weile wieder, ehe sich der verschwommene Blick noch etwas abwesend auf den Wolfskörper legt

Morgenhell weiß um die Bedeutungsschwere der Worte, die gesprochen wurden, und er nannte sie nicht unbedacht. Er senkt den Blick und legt ihn auf den Körper des Lupus vor ihm, um anschließend Jadons Worten zu lauschen... und sie aufzunehmen, murmelnd zu wiederholend, sodass es beinahe klingt wie ein Echo Jadons... oder vielmehr auch wie der beschwörende Zwieklang zweier Theurgen, die mit Wortgewalt dorthin zu fassen versuchen, wo sie sonst keinen anderen Weg mehr wissen.
Bei dem Gefühl, das er dem Fürsten vermitteln wird, seinem Versuch, ihn zu erreichen... scheint er eine Weile umher zu irren, als würde er den Weg nicht kennen, den er gehen muss in seinem Versuch; doch dann... scheint er einen Zug zu spüren, eine unmerkliche Weisung, die ihm zeigt... er muss sich auf den Lupus einstellen, versuchen, sich hinein zu fühlen. Vielleicht ist es das gesprochene Gebet, das ihm dabei hilft, dies zu bewerkstelligen, vielleicht ist es auch etwas anderes - er weiß es nicht, doch kurz nachdem er spürt, irgendwo einen Faden des Geistes des Lupus erfasst zu haben, da jagt er ihm bereits hinterher - auf einer surrealen Ebene, die sich in seinen Verstand zeichnet. Aus dem Faden wird ein Strom von Erinnerungen, Emotionen, Bildern, bald ein ganzes Meer davon, und zu schnell rasen all die Eindrücke daran vorbei, als dass er sie erfassen könnte. Es ist wie ein Tauchen durch wallende, belebte Nebel, die beständig Bilder und Gefühle vermitteln, die sich konstant ändern, stets im Fluss sind. Doch irgendwann reißen diese Nebel ab, und einmal mehr tut sich vor ihm eine Landschaft auf... die ihm allerdings dieses Mal nicht so sehr fremd ist. Er befindet sich auf irgendeinem Berg oder ähnlichem, während sich unter ihm ein ausgedehnter, weitläufiger Mischwald ausbreitet, durch den sich ein breiter Fluss zieht. Er kennt diesen Wald - es ist jener, der den Fürstenhof des Funkelnden Auges umgibt und durch den er vor kurzem tagelang gerannt ist; und von seinem derzeitigen Standpunkt aus kann er den alten Herrensitz in Spielzeuggröße auch erkennen... die Gebäude, die freien Wiesen darum herum... die kleinen Punkte dort hinten könnten gar der Halbkreis aus Felsen am Richtplatz sein. Doch kriechen Schatten über das Land, dunkle Nebel, verhüllen mehr davon als sie preis geben und lassen es entrückt wirken, unecht, fern.
Jadon ist nicht allein hier oben... er sieht den Fürsten in seiner Geburtsgestalt auf einem Felsvorsprung hocken, wie er scheinbar über das Land unter ihm blickt, sodass er dem Cliath den Rücken gekehrt hat. Jadon mag sich irren, doch wirkt der Lupus jünger als zum aktuellen Zeitpunkt, ein paar der markanten Narben scheinen in seinem Pelz zu fehlen, und vielleicht ist auch seine Aura noch nicht so schwer, wie er sie kennen gelernt hat. Irgend etwas... fehlt an ihm.
Im nächsten Moment wirft er einen Blick über die Schulter zurück und meint leicht knurrend "Angst? Nicht Angst war und ist mein ständiger Begleiter, nicht Angst wird es jemals sein."

Jadon 's Blick wird wieder abwesend, starr... genau wie seine Haltung nun etwas... starr, unbeweglich wird. Die etwas geweiteten Augen starren ins Leere vor sich, während die Lippen scheinbar stumme Worte formen, als er die bekannte Landschaft und alles darum herum betrachtet. Er fragt nicht mehr warum, wieso, weshalb er hier ist und wieso das immer wieder geschieht... Stattdessen legt er den Blick auf den irgendwie verjüngten Evenfrost. "Es ist keine Schande, Angst zu haben. Es ist vielmehr eine Schande, sie nicht zu haben", entgegnet er nach einer Weile. Er nimmt die Hände hinter den Rücken und neigt etwas den Kopf schräg. "Dann sagt, was hindert Euch daran, zurück zu kehren und Euren Platz wieder einzunehmen?"
Er sieht ihn nur noch eine Weile etwas undeutbar an, die Augen ungewöhnlich dunkel, bevor er den Blick wieder nach vorne wendet.
"Angst gehört jenen, die fürchten müssen, etwas verlieren zu können. Liebe. Sicherheit. Ansehen. Nein, nicht die Angst begleitet mich. Zweifel sind es. Zu Recht..."
Seine Worte klingen dunkel und harsch, beinahe angriffslustig - wenn sich diese Angriffslust auch gegen ihn selbst richtet. Nach längeren Momenten des Schweigens fährt er schließlich fort.
"Mein Platz ist an andere besser vergeben - sollte dieses Haus überhaupt noch länger Bestand haben. Ich habe lange dafür gekämpft, habe meine Heimat verlassen, um selbst dafür Sorge zu tragen, die fauligen Wurzeln zu tilgen, die den ganzen Baum welken ließen; ich habe getan, was in meiner Macht stand, doch ich war blind. Krieg fordert Opfer, doch ich habe meine Krieger nicht in Kämpfen verloren, ich verlor sie an Intrigen, an den inneren Zerwürfnissen, die das Haus langsam von innen heraus zerfressen haben und noch zerfressen. Dieses Haus gleicht einem Stamm, der schon beinahe gänzlich ausgehöhlt ist... weil ich nicht hörte, wo ich hätte hören sollen, weil ich an den falschen Orten handelte und den falschen Situationen Aufmerksamkeit schenkte. Magnus ist nur ein weiterer Beweis dafür. Man brachte mir Vertrauen entgegen, doch ich bin es nicht wert gewesen, es zu empfangen. Ich habe enttäuscht und versagt, und wo ich einst befürchtet habe, mir würde alles unter meinen Händen zerbrechen, da habe ich nun Gewissheit. Mir ist, als würde ich das erste Mal völlig klar sehen - der Spiegel zeigt keine schöne Wahrheit, doch ich habe sie akzeptiert."
Mit jedem Wort, das er spricht, verdichten sich die Schatten unter euch, über dem Land... und kriechen auf den Berg zu, lecken scheinbar gierig an ihm empor. Jadon kann die Anziehungskraft spüren, die von diesen schattenhaften Nebeln ausgeht... es ist beinahe wie ein Sog; ein Strudel, der einen näher zu sich zieht, den Wunsch in einem erweckt, man möge sich ihm einfach ergeben, fallen lassen... weil ein Kampf ohnehin aussichtslos wäre

Jadon runzelt die Stirn... und für eine Weile lang sieht er ihn voller Unglauben an, es ist beinahe Verachtung, was er ihm entgegen bringt... Verachtung für die Worte, die er spricht. "Ihr wisst nicht, was Ihr zu verlieren habt...? Wie könnt Ihr nur so blind sein, Evenfrost. Liebe, Sicherheit und Ansehen, glaubt Ihr, all das empfangt Ihr nicht? Glaubt Ihr, man würde um Euch in größter Sorge bangen, wenn man Euch nicht lieben und achten würde?" Er schüttelt leicht den Kopf. "Ihr akzeptiert also die Wahrheit... das Versagen Eurer Vergangenheit. Ein Versagen, das nun vorüber ist, und etwas, aus dem man lernen kann und sollte. Ihr mögt Fehler begangen haben, aber nennt mir nur einen, der so etwas nicht tut. Glaubt Ihr vielleicht, mein Vater wäre perfekt? Oder Fürst Ushakov? Meint Ihr nicht, sie haben mit all den selben Problemen zu kämpfen, die Ihr auch habt? Und glaubt Ihr, sie würden auch nur einen Gedanken daran verschwenden, aufzugeben... sich fallen zu lassen, weil sie... Fehler begangen haben?" Er knurrt die dunklen Nebel harsch an; beinahe angriffslustig fletscht er die Fänge, als könne er sie so vertreiben. "Die Intrigen... die wunderbar gesponnen Intrigen sind vorerst gebannt, denn der Quell dafür ist nun gebannt, und wenn niemand etwas dagegen tut, dann wird es erneut solche geben. Wie könnt Ihr Euch nur seelenruhig niederlassen und dem Haus den Rücken kehren in der Gewissheit, dass es fallen wird... und das wird es gewiss, wenn Ihr nun auch geht. Nicht ich vermag es zu halten, und auch nicht mein Vater... sondern nur Ihr, denn an Euch glaubt man und man wird es weiterhin tun. Und wenn Ihr blind wart, dann öffnet jetzt Eure Augen und seid wachsam. Lernt aus den Fehlern der Vergangenheit, so schmerzhaft sie auch sein mögen."
Jadon:
Wenn Ihr zulasst, dass Zweifel und Gram über das Selbst Euer Herz zerfressen, dann seid Ihr wahrlich verloren... und niemand wird Euch mehr helfen können, niemand. Ihr selber seid Eures Schicksals Schmied, vergesst das nicht, Evenfrost. Es bringt nichts, sich nun niederzulassen und darüber zu jammern, was man doch alles falsch gemacht hat. Zeugt das vielleicht von Stärke? Ein Führer darf sich nicht fallen lassen, niemals. Ihr dürft die nicht enttäuschen, die sich auf Euch verlassen, Euch vertrauen... und wenn Ihr es bereits getan habt, dann sorgt dafür, dass es nicht noch mal geschehen wird! *letzteres etwas lauter und inzwischen leicht zornig über das Verhalten von Evenfrost*
Er scheint Jadons Worte zu überdenken... doch haftet sein Blick nach wie vor auf den Nebeln unter ihm, und manchmal kann man erkennen, dass sein Kopf oder der ganze Körper unmerklich etwas hin und her ruckt, als würde er einer Bewegung dort unten folgen oder in Erwägung ziehen, dem Sog entgegen zu kommen.
"Vorüber... nichts ist je vorüber, alles kehrt wieder im ewigen Kreis des Daseins, und so man einen Stolperstein erkannt und umgangen hat, so fällt man über den nächsten", murmelt er nach einer Weile. "Die Welt ist eine hässliche Fratze geworden, Schönheit liegt nur noch im Abgrund..." Man kann diese Worte kaum mehr hören, und wieder schweigt er für ein paar Augenblicke. Dann meint er, diesmal wieder deutlicher "Gewiss... Fehler sind jedem sicher. Doch mit Fehlern behaftete Führer fallen oder werden gefällt, selbst wenn es dem Stamm noch immer zu eigen ist, dass er seinen Fürsten und Königen bedingungslos und ergeben folgt... Glaube und Vertrauen in mich? Nein. Es ist Loyalität, Jadon. Viele von ihnen würden mir selbst dann noch folgen, wenn mein Wahnsinn weitbekannt wäre. Aus Loyalität. Nicht Glauben. Landuin sollte führen. Was wäre ich all die Jahre ohne Landuin gewesen? Nichts. Vielleicht erreicht er nun, wonach es ihm vielleicht verlangt hat."
Allmählich werden seine Worte... ungeheuerlich, ist doch Landuin sein engster Freund... umso mehr befremdet es nun, dass er ihm eine derartige Unterstellung unterjubelt.
Und weiter kriechen die Schatten herauf, beginnen in vielen Stimmen zu flüstern und wispern. Wenn man genau hinsieht, kann man gelegentlich auch Gesichter darin erkennen, Gestalten... leere Augen, die herauf blicken, wartend, lauernd... gierig.
"Es ist zu spät, Cliath", meint Evenfrost letztlich nur und erhebt sich in einer Bewegung, die nichts mit der energischen Geschmeidigkeit zu tun hat, die ihm bislang zu eigen war... selbst in schwer verwundetem Zustand

Jadon grollt und macht ein paar energische Schritte vor, stellt sich dann direkt vor Evenfrost und breitet leicht die Arme aus, um sich vor ihn zu stellen. "Es ist niemals zu spät", grollt er dabei, dann geht er auf ein Knie runter, packt ihn grob am Fang und zwingt ihn dazu, ihn in seine Augen zu blicken. "Seht mich an, Evenfrost... seht mich verdammt noch mal an!", fordert er harsch und beinahe schneidend, während in seinen Augen golden aufglüht... eine Farbe, die an Helios' Licht erinnert, wenn die Blätter sich färben und die Bäume verlassen. "Wisst Ihr eigentlich, was Ihr da sagt?? Hört Ihr Euch eigentlich noch selbst sprechen??" Der Griff an Evenfrost's Fang wird noch etwas fester. "Mit Fehlern behaftete Führer können ihre Fehler einsehen, sie bereinigen und dazu stehen, aus ihnen lernen und daran erwachsen! Sie verlieren sich nicht an ihnen oder geben sich gar deshalb auf, so, wie Ihr es nun vorhabt. Ihr wollt Euch feige in sie verkriechen, wie ein schäbiger Hund unter einen Tisch, der nicht mehr hervorkommen will, weil er nicht den Mut und die Stärke dazu hat, zu ihnen zu stehen!" Die Augen des Sichelmondes bohren sich in jene des Fürsten, als er leicht die Fänge bleckt. "Ihr seit nicht verloren, solange es dieses Haus gibt und jene die Euch folgen, weil sie an Euch und Eure Taten glauben - und nicht weil sie marionettenhafte, loyale Narren sind! Und wie nur könnt Ihr behaupten, Morgenhell würde nur darauf warten, Euren Posten zu bekommen! Wie könnt Ihr Euren engsten Freund derartiges bezichtigen!" Er lässt ihn dann los und wendet sich um, zu den Nebeln. Wütend und voller Zorn starrt er sie hinein, fletscht die Zähne und macht eine herrische, beiseite wischende Bewegung. "Haut ab!! Ihr kriegt ihn nicht, niemals! Das lasse ich nicht zu!!" Die Worte des Sichelmondes hallen laut über die Umgebung, als er zornig die Fäuste ballt und somit sein Verlangen untermauert
Man sieht es kurz in seinen Augen funkeln, als Jadon sich erdreistet ihn einfach am Fang zu packen wie - doch dann ist der aufkommende Zorn wieder fort, und wo man gerade noch gesehen hat, wie er sich spannt, um diesen "Übergriff" abzuschütteln, da bleibt er nun lediglich stehen und schmälert leicht die Augen, die beinah schon jenen des wogenden Gesichtermeeres gleichen, das in den Schatten schwimmt. Eine Erwiderung erspart er sich oder ist in den ersten Momenten auch dazu gezwungen, zu schweigen - mit geschlossenem Fang spricht es sich nicht gut - und als Jadon schließlich ablässt, um sich den Nebeln zuzuwenden, da glaubt er hier und dort ein Lachen aus ihnen hervor zu hören... das Lachen einer Stimme, die ihm nicht unbekannt ist.
Zwiegeflüster.
"Wir holen ihn, wir holen dich, ist die Saat einmal gesät, trägt sie immer Früchte...", singt es aus den Schatten herauf, und das kühle, heitere Flüstern einer einzelnen Stimme, Magnus' Stimme, scheint Jadon zu umschmeicheln. "Ich habe lange dafür gearbeitet, und bald fällt das Funkelnde Auge wie ein Kartenhaus, ist nur erst einmal sein Führer gefallen... und das wird er. Oh ja..."
Besagter Fürst steht indessen nach wie vor auf dem Felsvorsprung, fährt sich mit einer Pfote über den Fang und tritt dann unschlüssig etwas von einer Pfote auf die andere, während die Ohren etwas angelegt sind... Er knurrt etwas in sich hinein, was man kaum verstehen kann, nur hin und wieder hört man wiederholt ein "...feiger Hund...? .... verkriechen...?" daraus hervor. Nach wie vor blickt er auf die wallenden Schatten und Nebel, deren Sog nun fordernder, stärker wird... als müssten sie den Griff um sicher geglaubte Beute doch noch einmal festigen

Jadon schnaubt, sein Gesicht ist nur noch eine Fratze des Zornes... vor Wut wechselt er nun in Glabro, um dann mit einer Klaue in die Nebel zu zeigen. "Der Spaten muss nur fest und hart genug sein, um die Erde auszuheben und zu verbrennen, in die deine verfaulte Saat gesät worden ist....", grollt er voller Verachtung. "Du wirst sterben, und mit dir deine... Früchte, Zwiegeflüster-ikthya...", flüstert er beinahe, die Augen nur noch schmale, glimmende Schlitze. Er wendet sich dann wieder dem Fürsten zu und legt beide Hände an seine Wange, geht dazu auf ein Knie nieder. "Lasst mich nun Euer Halt sein, Evenfrost. Hier, wo es keinen zu geben scheint, bin ich es... vertraut mir, vertraut mir nur und folgt mir, in dem ihr zurück kommt... und Ihr werdet sehen, es wird sich alles zum Guten wenden. Seid nicht feige, gebt nicht auf... denn ich weiß, tief in Eurem Herzen, da wollt Ihr das nicht." Das Gesicht nähert sich etwas dem von Evenfrost. "Kommt mit mir", flüstert er noch leise, ehe er dann schweigt, während sich die Finger etwas in den Wangenpelz graben
Jadon kann fühlen, wie es nun deutlich an seinem Pelz zieht, als würden die Schatten beginnen, hier einfach alles aufzusaugen, zu verschlingen... und das mit einer Macht, der man sich kaum entziehen kann. Die Antwort auf Jadons Ankündigung ist nur ein tosendes Rauschen aus dem Dunkel, und als er sich dem Fürsten zuwendet, da kriechen die ersten langen Finger über den Felsvorsprung, strecken sich nach den beiden Garou dort aus. Man hört ein irres Singen und Kreischen, Raunen und Wispern, so laut in all seiner Gesamtheit, dass es beinah in den Ohren schmerzt. Die Schatten beginnen langsam einen Kreis um Jadon und den Fürsten zu ziehen, und als sie näher kommen, da beginnt der Pelz von Evenfrost langsam... grau zu werden, farblos.
Der Ahroun schnaubt kurz, als Jadon sich vor ihm niederkniet, und als sich ihrer beider Blicke begegnen, da kann er sehen, wie es in den Augen von Evenfrost arbeitet, wie die Dunkelheit darin zu wogen beginnt, als hätte man sie aufgewirbelt.
"Du... solltest nicht hier sein", meint er vorerst nur, während erste Nebelfinger nach seinen grau gewordenen Hinterläufen greifen, sich weitere mehr und mehr nähern und der dichte Pelz mittlerweile so aussieht, als würde er gleich von dem Lupus herunter gerissen. Auch Jadon bekommt den Sog beinahe schmerzhaft zu spüren, doch halten die Schatten um ihn herum deutlichen Abstand... als könnten oder wollten sie vorerst nicht näher kommen.
Eine Weile scheint der Kampf anzudauern, der in den stählernen Augen liegt, dann muss sich das Dunkel darin offenbar geschlagen geben, und seine Haltung strafft sich.
"Feige? Ha!", knurrt er kurz, dann scheint er beinah etwas schief zu lächeln. "Doch du hast recht - und ich komme mit dir."
Das klingt nun bereits eher wieder nach dem alten, unbeeinflussten Fürsten, was den wogenden Schatten denkbar wenig gefällt... sodass sich in den Singsang ein missfälliges Zischen mischt. Plötzlich wechselt der Fürst mit einem Grollen in Crinos, streift Jadons Hände dabei in einer beinah sanften Geste ab und richtet sich dann mit einem dröhnenden Aufstampfen auf, schüttelt sich energisch, sodass das Grau wie schwerer Staub aus seinem Pelz gebeutelt wird... man kann regelrecht spüren, wie sich die Spannung um ihn herum aufbaut wie eine sich sammelnde Druckwelle, die gleich durch eine Explosion freigesetzt wird. "ZWIEGEFLÜSTER!!", brüllt er im nächsten Moment voller Zorn, sodass es nur so von dem Berghang wiederhallt - und die Schatten beinah erschrocken zurückweichen, regelrecht von den Felsen fort gewischt werden, als die buchstäblich geladene Aura über den Vorsprung fegt und sich ein altes, schneidendes Funkeln in seinen Blick legt. "Ich bin Andor Evenfrost, Ard Brade und Fürst des Hauses Funkelndes Auge, einen Posten, den ich einst anstrebte und den ich behalten werde - die Macht deines Giftes ist nun endgültig gebrochen, und mit mir wird dieses Haus wieder zu seiner alten Stärke zurück finden, oder mein Name soll in allen Winden zerstreut vergehen und verwehen wie das Fleisch meines dann nichtigen Leibes!!" Sein Ruf gleicht einer Kampfansage, einem Schwur - und im nächsten Moment springt er geradewegs von den Felsen hinab, mitten hinein in das zischelnde Schattenmeer... und es weicht zurück, als müsste es Angst vor Klauen und Zähnen haben.
Ehe Jadon auf den Sprung hin reagieren kann, fällt er selbst... fällt zurück in die "wahre" Realität und wird nahezu aus dieser anderen Ebene geworfen, sodass er sich im nächsten Moment in Glabro kniend auf den Fellen im Fürstengemach wieder findet, während der Fürst ein Stück weiter entfernt mit gefletschten Zähnen in Crinos steht, gelegentlich etwas knurrend schnaubend und die Klauen krümmend... während Landuin mit leicht zweifelndem Blick ebenso noch in Crinos dasteht, etwas angespannt... und von einem zum anderen blickend

Jadon beginnt allmählich zu zweifeln, ob er die Macht dazu hat, Magnus stand zu halten... besieht man sich das Kräfteverhältnis, ist der Lupus deutlich unterlegen... vielleicht auch auf mentaler Ebene. Doch aufgeben käme für ihn nicht in Frage, und als der Pelz des Fürsten schon zu ergrauen scheint, da knirscht er mit den Zähnen und murmelt ein atemloses "Nein..." Und bevor er noch etwas sagen kann, fällt das Grau von ihm ab und er lächelt erleichtert, als er sieht, dass Evenfrost den Kampf gewonnen hatte. Endlich war er wieder der, den er kennen gelernt hatte, und er konnte wieder zu ihm aufblicken, so, wie er es getan hatte als sie hierher kamen. Als Evenfrost springt, weil er das beinahe automatisch auch, um ihm zu helfen und zu unterstützen... doch dann befindet er sich wieder in der "Wirklichkeit". Er atmet einmal keuchend aus und fällt etwas nach vorne, so dass die langen Haare sein Gesicht verhüllen... dann blickt er zu Landuin durch ein paar wirre Strähnen nach oben, das Gesicht schweißbedeckt. "Ich... denke... es ist geschafft.... er hat... den Kampf gewonnen...", entgegnet er noch etwas erschöpft und leicht lächelnd, dann richtet er sich wieder auf
Der andere Theurg blinzelt nur kurz, legt dann mit einem Ohrenschnippen den Kopf leicht schräg... wirklich... "interessant", was diese beiden hier gerade zum besten gegeben haben. Evenfrost bemerkt wenig später seinerseits, wo er ist, sodass sich seine Haltung wieder entspannt und das Knurren verstummt - er schüttelt sich nur nochmals kurz, als habe er ein besonders hartnäckiges Übel im Pelz hocken, bevor er dann auf Landuin zustapft, der sich seiner Haltung nach nicht so ganz sicher ist, wie er diese direkte "Annäherung" zu verstehen hat... da man es dem Fürsten auch nicht ablesen kann. Der hält nur für den Bruchteil einer Sekunde vor dem Sichelmond inne, bevor er ihn einfach packt - und in eine ziemlich gewaltige Umarmung zieht, ihm dabei leicht den Rücken klopft. Landuin macht kurz große Augen, schmunzelt dann allerdings etwas gequält und bringt ein ächzendes "Andor... meine... hnnn... Knochen...", dabei hervor, erwidert die Umarmung allerdings... offenbar brauchen sie einander nichts großartiges zu sagen, nachdem der Fürst wieder abgelassen hat, scheint ein längerer Blick zwischen den beiden Lupi zu reichen - und das Gefühl unglaublicher Erleichterung, von Freude und Vertrauen, das in der Luft liegt, sagt mehr als tausend Worte.
Evenfrost nickt Landuin noch kurz zu und drückt ihm die Schulter, bevor er sich anschließend Jadon zuwendet und zu diesem kommt, um sich nun seinerseits vor ihm auf ein Knie nieder zu lassen, eine Pranke unter seine Arme zu schieben und ihn aufzurichten. Sobald er festen Stand hat, lässt er ihn auch wieder los und legt ihm beide Pranken auf die Schultern. "Du hast weit mehr als meinen Dank, mein Prinz, und wir werden künftig des Tages gedenken, an dem du mit deinem Vater hierher kamst. Ich bin unendlich froh, dass du mir geholfen hast, auch wenn du dir dafür beschämende Dinge anhören und erblicken musstest. Doch dies ist nun vorbei, und nichts mehr von Magnus hat nun noch Einfluss auf mich - oder wird es jemals wieder haben. Verzeih mir, wenn ich dir gelegentlich erschien wie ein sturer, blinder Bock - ich war nicht mehr ganz Herr meiner Sinne. Zum Glück hat sich das durch dich nun wieder geändert, so hab vielen Dank dafür." Er lässt bei den letzten Worten wieder von Jadon ab - dann deutet der mit so vielen Rängen bekleidete Ahroun eine Verneigung gegenüber Jadon an, verharrt kurz so und richtet sich dann wieder auf

Jadon beobachtet unter seinem Haargewirr leicht lächelnd, wie die beiden wieder zueinander finden... wie schön muss es sein, einen guten Freund zu haben... etwas, zu dem man zurück kehren kann, bei dem man sich einfach... zuhause fühlt. Für eine Weile ergreift ihn Wehmut und die Erinnerung an Evgeni, ein kurzer Stich in seinem Inneren zeigt ihm auf, dass er so manche Dinge noch nicht verarbeitet hat. Es ist zwar nicht nötig, dass der Fürst ihm hilft, aber dennoch lässt er es zu, ehe er dann wieder auf den Füßen steht... Er lächelt unmerklich und entgegnet "Auch, wenn ich Euren Dank annehme, so ist er nicht nötig. Alle anderen hätten in meinem Fall wohl das selbe getan... Euch nicht aufzugeben." Er erwidert die Verneigung dann, wechselt wieder in Menschling und geht einen Schritt rückwärts. "Ich denke... Ihr beide habt euch viel zu erzählen... ich werde mich dafür zurück ziehen, wenn Ihr gestattet..."
Evenfrost nickt leicht... "Viel zu erzählen, mehr zu tun. Doch ziehe dich ruhig zurück, sobald wir unsere... kleine Versammlung einberufen, wirst du davon bescheid erhalten. Und bis dahin wird sich Adelina nach wie vor um dein Wohl kümmern - oder jeder andere auch, den du um etwas bittest."
Jadon:
Natürlich.... vielen Dank....*neigt nochmals den Kopf, ehe er sich dann abwendet und hinausgeht.... draußen atmet er erst einmal durch und schließt die Augen... die Ereignisse überschlagen sich in letzter Zeit gerade zu... doch er ist zufrieden; denn zum größten Teil gingen sie bisher gut aus... und so verzieht er sich erst einmal in sein Zimmer, um sich etwas hinzulegen und auszuruhen*

 

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